BREITWIESEN/IPFBACH – NACHRÜCKER geladener Wettbewerb 2020

Bestehende Dorfstrukturen, in Asten z.B. Fisching oder Raffelstetten weisen organisch geformte Ränder auf. Die Bebauung innerhalb dieser Siedlungen folgt grundsätzlich einem Raster – meist dem Straßenraster (linear, radial). Die Setzung der Gebäude weicht jedoch von diesem Raster geringfügig ab, es besteht eine gewisse Unschärfe. Ein geordnetes, aber auch organisch anmutendes Bild dieser Siedlungen ist der Mischung aus Ordnung und Unschärfe zuzuschreiben.

PRÄAMBEL

Zwischen den Siedlungen bildet der Grünraum eine Netzstruktur, die einzelne Biotope verbindet und überregionale Grünzüge ermöglicht. Die Aufsplittung von Siedlungen durch Grünzüge in eine dörfliche Struktur führt zur Bildung von überschaubaren Siedlungsteilen (=“Dörfer) und einer stärkeren Identifizierung der Bewohner mit ihrem Quartier. Der Wechsel von verdichteter Bebauung, Übergang Bebauung/Grünraum (Ränder) und Grünraum lässt Landschaft lesbar und erlebbar werden.

KONZEPT

Aus der Analyse abgeleitet schlägt der Entwurf fünf Dörfer vor, die durch Grünzüge getrennt um einen großzügigen Grünraum angeordnet sind. Dadurch entsteht eine Strukturierung des gesamten Areals und gute Orientierbarkeit für die Bewohner.  Die fünf Dörfer bilden sich aus der Gruppierung von Punkthäusern (6-Spänner) und unterscheiden sich durch die jeweilige Setzung und die dadurch entstehenden dorftypischen Außenräume, die mit für das Dorfleben prägenden Funktionen angereichert werden – Dorfplatz, Spielplatz, Sportplatz, Treffpunkt, Musikpavillon. Der Wechsel zwischen 3- und 4-geschossiger Bebauung bildet die Vorgaben ab und unterstreicht die Entwurfsprämisse der Schaffung einer heterogenen Siedlungsstruktur.

MIT SCHRÄGE UND UNSCHÄRFE

Die Gebäude generieren sich aus einem Punkthaustyp. Eine Schräge optimiert Entwurfsparameter - wie städtebauliche Setzung, die Wegeführung im halböffentlichen Raum, die Belichtung oder auch die Privatheit der Wohnungen. Das typische morphologische Bild der Siedlung entsteht mit der gewünschten „Unschärfe“.

PUNKT UND VARIATION

Die Sechsspänner sind in einer liegenden und stehenden Variante ausformuliert. Die Eingänge sind jeweils zur Mitte des Dorfes orientiert und lassen so Variationen des Erdgeschoss-Grundrisses entstehen. Wechselnde Sonderfunktionen im Obergeschoss, wie Gemeinschaftsräume, Wintergärten, Wasch- und Trockenraum erzeugen weitere Vielfalt der Grundrisslösungen, stellen vom Erschließungskern den Bezug nach außen her und führen Tageslicht ins Innere des Gebäudes.

ARCHITEKTUR

Die Eingänge der Häuser weisen gedeckte Vorbereiche auf und sind jeweils zur Mitte des Dorfes orientiert. Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sind direkt bei den Eingängen vorgesehen. Alle Wohnräume sind nach Osten, Süden oder Westen orientiert und weisen so ideale Besonnung auf. An das Stiegenhaus angelagerte allgemeine Räume und durch diese in das Gebäude hineingeführte natürliche Belichtung machen die Stiegenhäuser zu Begegnungsbereichen.  Maximal 24 Wohnungen pro Stiege garantieren soziale Verträglichkeit und fördern nachbarschaftliche Beziehungen und die Identifikation der Bewohner mit der Wohnanlage.

ÖFFENTLICH – WALD UND VERNETZTE GRÜNZÜGE

Ein Netz an Grünzüge am Areal trennt die verbauten Bereiche voneinander und lässt so fünf Dörfer entstehen. In der Mitte zwischen den Dörfern schlägt der Entwurf einen größeren Grünbereich vor, der als naturnahe angelegter Wald konzipiert ist und in den Sportflächen und Spielbereiche eingebettet sind, die das Angebot in den Dörfern ergänzen und auch die Kommunikation zwischen den Dörfern fördern sollen. Ausgehend vom Wald in der Mitte verbinden Grünzüge die Grünräume der umliegenden Flächen und des Ipfbaches.

HALBÖFFENTLICH – DÖRFLICHE PLÄTZE

Innerhalb der Dörfer bilden Sequenzen von Plätzen Freiräume, denen Funktionen des dörflichen Lebens zugeordnet werden - Marktplatz, Spielplatz, Treffpunkt, Musikpavillon, usw. Eine unterschiedliche Bepflanzung für jedes Dorf wirkt identitätsstärkend und diversifizierend.
An den Rändern der Dörfer als Übergang zum Grünzug und Wald werden Flächen zum „Gartln“ oder ein Obstgarten vorgeschlagen.

KONSTRUKTION UND MATERIALITÄT

Die Gebäude sind als Niedrigenergiebauten in Massivbauweise mit Wärmedämmverbundsystem geplant und garantieren so eine wirtschaftliche Errichtung. Die kompakte Gebäudeform führt zu einem idealen A/V-Verhältnis. Die Gebäude folgen einfachen statischen Konstruktionsprinzipien und weisen geringe Deckenspannweiten auf. Minimierte Erschließungs- und Gangflächen sind wesentlich für die Effizienz des Entwurfs.

BAUETAPPEN MIT HOHER FLEXIBILITÄT

Der Bau des gesamten Quartiers ist einfach in Bauetappen aufzuteilen. Die Errichtung der Gebäude kann parallel mit der Tiefgarage, jeweils startend von der Tiefgarageneinfahrt realisiert werden. In der weiteren Entwicklung des Projektes über die Bauetappen bietet der Entwurfsansatz große Flexibilität in der Zusammenstellung des Wohnungsschlüssels, der Gebäudedimensionierung, in der Anordnung der Baukörper, Ausgestaltung der Freiräume und Setzung von Räumen mit Sonderfunktionen. Damit bietet das Projekt auch für spätere Phasen Potential für Adaptionen, um neuen Anforderungen und Rahmenbedingungen ideal begegnen zu können.